Entsiegelung von städtischen und privaten Flächen im Sinne eines ökologischen Bodenschutzes

Beschluss:

  1. Die Stadtverwaltung erarbeitet eine Kartierung städtischer Flächen, die im Sinne eines ökologischen Bodenschutzes entsiegelt bzw. durch wasserdurchlässige Oberflächen ersetzt werden können, mit dem Ziel entsprechende Maßnahmen zur Begrünung/Versickerung durchzuführen. Diese städtischen Maßnahmen zur Flächenentsiegelung sollen zeitnah umgesetzt werden. 
  2. Zur Entsiegelung privater Flächen erarbeitet die Verwaltung Förderanreize, um der bestehenden Versiegelung von privaten Grundstücken entgegenzutreten.

Für beide Ansätze ist von städtischer Seite zu prüfen, ob für diese Zwecke Fördergelder zur Verfügung stehen. Eine entsprechende Planungsgrundlage soll erarbeitet werden. 

Begründung:

In der Folge der schon jetzt akuten Klimakrise ist zu befürchten, dass katastrophale Ereignisse, wie Hitze und Dürre, aber auch Starkregen inklusive einer einhergehenden erhöhten Hochwassergefahr, mehr und mehr alltäglich werden.

Der Boden als bedeutender Bestandteil eines Ökosystems unterliegt bereits vielfältigen Belastungen durch die menschliche Nutzung. Zu den negativen Eingriffen zählen Aufschüttung, Verdichtung, Schadstoffeintrag und Entwässerung. Durch den anhaltenden Flächenverbrauch für Siedlungen, Gewerbegebiete und Verkehrsflächen wird der Boden zunehmend versiegelt. In der Folge kann das Regenwasser nicht versickern und fließt direkt in die Kanalisation.

Hinzu kommt der stetige Anstieg der Durchschnittstemperaturen inklusive der Anzahl von Hitzetagen. Bei intensiver Sonneneinstrahlung herrscht oft ein heiß staubiges Mikroklima. Der zu hohe Versiegelungsgrad der Stadt Werne führt gerade in den Sommermonaten zu einer starken Hitzebelastung mit negativen Folgen für die Menschen in unserer Stadt.

Maßnahmen zur Klimavorsorge, die die Auswirkungen der Klimaveränderung vermindern, sollten daher jetzt angegangen werden. Eine dieser Maẞnahmen sind Flächenentsiegelungsprogramme. Insbesondere in den dicht besiedelten Innenstädten machen sich die negativen Folgen des Grünflächenverlusts am stärksten bemerkbar. Durch die Entsiegelung des Bodens kann zumindest ein gewisser Ausgleich für die durch Verbauung verloren gegangenen Flächen geschaffen werden.

Entsiegelung ist nicht nur ein Beitrag zum Bodenschutz, sondern fördert auch die Lebens- und Wohnqualität und stellt eine wichtige Gegenmaßnahme dar. Das Kleinklima, insbesondere im innerstädtischen Bereich, wird sich hierdurch verbessern. Eine verstärkte Begrünung führt nicht nur zu einer Abkühlung, sondern verbessert zugleich den Artenschutz. So bieten Bäume, Sträucher und Gräser neue Lebensräume, die z.B. von Insekten und Vögeln als Biotope angenommen werden. Die Grundwasserneubildung wird erhöht, da der oberflächliche Abfluss bzw. das Versickerungsverhalten, vor allem bei starken Niederschlägen, positiv beeinflusst wird und damit die Hochwassergefahr sinkt.

Auch durch die entsprechenden Maßnahmen zur Entsiegelung und Begrünung auf privaten Grundstücken können die Bewohner:innen einen wichtigen Beitrag für eine nachhaltige, natur- und umweltbewusste Stadtentwicklung leisten.

Die Stadt Werne erhält nicht nur einen natürlichen Schutz vor klimatischen Veränderungen, sondern erreicht ein aufgewertetes Stadtbild. Eine somit gewonnene Attraktivität des Wohnumfeldes stärkt den sozialen Zusammenhalt und erhöht die Lebensqualität für aktuelle und mögliche neue Bewohner:innen sowie Besucher:innen.

Es würde sich beispielsweise anbieten, einen Teil der hochgradig versiegelten Fläche vor dem Stadthaus zu entsiegeln und diese in eine Grünfläche mit Baumbestand umzuwandeln. Auch dort, wo Flächen nicht (mehr) genutzt werden (z.B.: Brachen, Verkehrsinseln. Dach- oder Fassadenbegrünungen), sollte diese Form des Rückbaus in Erwägung gezogen werden.

Auf Flächen, bei denen Einschränkungen der Nutzungsmöglichkeiten (z.B.: der Befahrbarkeit) nicht umsetzbar sind, ist zumindest eine Teilentsiegelung zu prüfen, hier besteht ergänzend auch immer die Möglichkeit alternative, wasserdurchlässige Beläge einzusetzen.

Im privaten Bereich ist eine Steigerung der Attraktivität für Maßnahmen wie zum Beispiel eine Begrünung von Einfahrten, Dächern, Fassaden, Höfen und auch Vorgärten anzustreben.

Bürger:innen fordern zunehmend Beteiligung an der Stadtentwicklungsplanung und wollen auf ihr Wohn- und Arbeitsumfeld Einfluss nehmen, was durch Informationsabende, Bürgerumfragen zur Ideenfindung sowie Urban Gardening noch gefördert werden kann.

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