Anlegen von Blühstreifen/-flächen und Erstellung von Maßnahmenkonzept

Beschlussempfehlung: Die Stadt Werne legt Blühstreifen bzw. Blühflächen auf kommunalen Grünflächen an und erstellt ein Maßnahmenkonzept zum Schutz von Insekten, insbesondere von Bienen

1. Anlegen von Blühflächen und Blühstreifen
Die Möglichkeit zur Anlegung von Blühflächen und Blühstreifen sollte (nach Möglichkeit) auf folgenden Flächen erfolgen:

  • auf Kreisverkehren
  • an Straßenrändern und Straßenbanketten
  • an Fahrradwegen
  • an Ortseingangsbereichen
  • im Bereich des Stadtsees
  • auf ökologischen Ausgleichsflächen
  • auf Ackerrändern
  • im Bereich des Zechengeländes
  • auf Grünflächen der örtlichen Schulen und kommunalen Gebäuden
  • auf sonstigen ungenutzten öffentlichen Grünflächen

Hierbei sollte je nach ökologischer Wertigkeit der Fläche zwischen verschiedenen Saatmischungen ausgewählt werden. Besonders vielblütige Saatmischungen sollten insbesondere auf Kreisverkehren oder an Ortseingangsbereichen verwendet werden. Zudem sollten einheimische Saatmischungen bevorzugt werden, weil deren Pflegeaufwand gering ist und somit langfristig Pflegekosten eingespart werden.

2. Insektenfreundliche Gestaltung und Vernetzung der ökologischen Ausgleichsflächen
Durch folgende Maßnahmen sollte eine insektenfreundliche Gestaltung und Vernetzung der ökologischen Ausgleichsflächen erfolgen.

  • Schaffung von Nistmöglichkeiten durch die Belastung von Totholz,
  • Einsaat einheimischer Wildblumen (Blumenwiesen), Kräuter, Büsche und Bäume, den den Tieren als Nahrungsquelle dienen,
  • maßvolles und zeitlich versetztes Mähen, immer nur max. die halbe Fläche (als Rückzugsgebiets- und Nahrungsgrundlagenerhalt)

Durch die negative Entwicklung unserer Kulturlandschaften durch die intensiver Landwirtschaft haben sich die Lebensbedingungen der Blüten bestäubenden Insekten in den letzten Jahrzehnten dramatisch verschlechtert. Überdeutlich ist dies an den hohen Verlusten der Honigbienenvölker in den letzten Jahren zu erkennen. Rund 30% der Bienenvölker starben alleine im Jahr 2002/03 (mehr als 300.000). Im Frühjahr 2008 starben in Deutschland zum Beispiel zehntausende Bienenvölker am Oberrhein in Baden-Württemberg. Im Jahr 2009/10 starben erneut ca. 20% der Völker.

Noch dramatischer ist die Situation bei den Wildbienen. Von den etwa 550 Wildbienenarten stehen 52% auf der roten Liste, 39 Arten gelten bereits als ausgestorben oder verschollen. Aus der zunehmend intensiver bewirtschafteten Agrarlandschaft verschwinden die Wildbienen mit hohem Tempo. Das gilt natürlich nicht nur für die Bienen, sondern auch für andere Arten.

Neben dem mangelnden Nahrungsangebot (Wildblumen und -kräuter) ist hierbei auch das Verschwinden der Nistmöglichkeiten verantwortlich für den Rückgang dieser Arten. Die Umsetzung der o.g. Maßnahmen soll ein erster Schritt sein, um dieser negativen Entwicklung Einhalt zu gebieten. Bei Blühstreifen handelt es sich um eine streifenförmige einsaht von einheimischen Wildkräutern und -blumen. Naturschutzfachliches Ziel ist es, durch die Vernetzung von Blühstreifen die Strukturvielfalt dauerhaft zu erhöhen. So können wieder Lebensräume und Nahrungsquellen für Insekten und weitere Arten geschaffen werden.
Aber nicht nur die ökologische Bedeutsamkeit der Blühstreifen oder ihr schöner Anblick spricht für diese Maßnahmen. Die Anlage von Blühstreifen hat auch eine wirtschaftliche Komponente. Der Pflegeaufwand der Blühstreifen ist – je nach verwendeter Samenmischung (einjährige oder mehrjährige Mischungen) – deutlich geringer als der von Grünstreifen.

Alle Flächen sollten zum Jahresende, nach dem Abblühen, nur einmal abgemäht werden. Die Flächen mit einjährigen Mischungen müssen solange bis genügend Samen im Boden sind (ein paar Jahre) jedes Jahr umgebrochen und eingesät werden – nach ein paar jähren ist nur noch ein Umbrechen nötig. Die Flächen mit mehrjährigen Mischungen müssen alle 3-5 Jahre umgebrochen und neu eingesät werden, bis auch hier genügend Samen im Boden sind – dann müssen sie nur noch umgebrochen werden. Einfache Grünflächen müssen hingegen häufiger gemäht werden.
Zusätzliches kostenintensives Düngen oder Bewässern der Blumenwiesen ist nicht notwendig. Düngen wäre in diesem Fall sogar kontraproduktiv, weil das die Blumen zurückdrängt und die Gräser bevorzugt. Es existieren unterschiedliche Saatmischungen für jegliche Umgebungsformen (z.B. für Verkehrsinseln, Böschungen, Straßenränder).

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