Bekannte Positionen auf dem Podium bekräftigt

Bericht des Westfälischen Anzeigers

19.08.2009 · WERNE Die vor dem Hintergrund knapper Mehrheitsverhältnisse, leerer Kassen und drängender Probleme in den vergangenen fünf Jahren geübte Praxis der harmonischen Zusammenarbeit der politischen Parteien wirkt sich auch auf den Kommunalwahlkampf aus. Denn in einer Podiumsdiskussion, zu der die Kolpingfamilie und der KAB-Stadtverband am Dienstag die Bürgermeister-Kandidaten und die Vertreter aller Parteien eingeladen, zeichnete sich das gewohnte Bild des seit 2004 geübten politischen Alltags ab: Während sich CDU, SPD und Grüne in den drängenden politischen Fragen weitgehend einig sind, zündeten die FDP besonders und die UWW in Teilbereichen die üblichen Störfeuer.

Drei Themen hatten die Veranstalter den Kandidaten zuvor an die Hand gegeben: Zur Nahversorgung in Stockum, zum Radwegenetz in der Innenstadt und zum Masterplan Solebad sollten die Politiker etwas sagen. Auf dem Podium saßen die Bürgermeisterkandidaten Lothar Christ und Benedikt Striepens sowie Michael Döpker (CDU), Karl Friedrich Ostholt (SPD), Jörg Meißner (FDP), Dr. Eberhard Stroben (Grüne) und Burkhard Jankowski (UWW). Rund 80 Zuschauer, darunter auch viele Vertreter der Parteien, verfolgten die zweieinhalbstündige Diskussion, die von Hans-Dieter Bennemann moderiert wurde.

Thema Nahversorgung: Während Jörg Meißner die Kritik der Liberalen am Werner Einzelhandelskonzept erneuerte, das nach ihrer Ansicht die Ansiedlung eines Einkaufszentrums in Stockum behindert, zeigten sich die anderen Podiumsteilnehmer optimistisch. „Die internen Gespräche zwischen Investor und Grundstückseigentümern seien auf einem guten Wege“, sagte Lothar Christ. Benedikt Striepens konterte in Richtung FDP: Nicht das Einzelhandelskonzept stehe den Ansiedlungen im Wege, sondern das Verhalten der Liberalen. „Mit Spektakel und Radau löst man dieses Problem nicht“, sagte der Bürgermeisterkandidat der Grünen mit Blick auf die Unterschriften- und Plakataktion der FDP. Die Stadt könne die planerischen Voraussetzungen schaffen, so SPD-Fraktionschef Karl-Friedrich Ostholt. Die Entscheidung, das Nahversorgungszentrum zu bauen, treffe aber ganz allein der Investor. Stockum mit seinen 3500 Einwohnern sei da grenzwertig. Um weitere Kunden aus den umliegenden Orten nach Stockum zu locken, müsse deshalb ein leistungsfähiges Zentrum entstehen, das mehr bietet als ein Lebensmittelgeschäft.

Thema Radwege: Die Vertreter des ADFC nahmen erfreut zur Kenntnis, dass alle Parteien und die beiden Bürgermeisterkandidaten großen Handlungsbedarf sehen. Benötigt werde ein Konzept für ein funktionierendes Radwegenetz, das zügig umgesetzt werden müsse. Auch unabhängig von Zuschüssen, wie Benedikt Striepens betonte: „Wenn wir die Innenstadt stärken wollen, müssen wir das auch aus eigener Kraft schaffen“. Dem pflichtete Jörg Meißner bei. Ein gut ausgebautes Radwegenetz sei ein wichtiger Beitrag zur Familienfreundlichkeit.

Soviel Einmütigkeit begeisterte dann auch Moderator Karl-Heinz Bennemann: „Alle haben gesagt, dass sie ein Konzept wollen. Da fragt man sich doch, warum es das nicht schon längst gibt.“

Thema Masterplan Solebad: Auch hier das gewohnte Stimmungsbild mit den längst bekannten Argumenten. FDP und UWW lehnen die Investitionen mit einer Gesamtsumme von 16 Millionen Euro ab und setzen zunächst auf vorsichtige Sanierung in Verbindung mit Abwarten, alle übrigen Parteien sehen in der schrittweisen Umsetzung des Konzeptes die Chance, das Bad für den Wettbewerb zu stärken und den Zuschussbedarf von 1,8 Millionen Euro jährlich zu senken. Keine der fünf Parteien stellt das Solebad grundsätzlich in Frage. „Niemand würde auf die Idee kommen, den Kölner Dom abzureißen. So ist das auch mit dem Solebad in Werne“, brachte Karl-Friedrich Ostholt das Stimmungsbild auf den Punkt. kb

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