Ein mehrheitliches JA im Bürgerentscheid bedeutet das AUS für das Industrie- und Gewerbegebiet (GIB)!

Wer gegen ein weiteres Industrie- und Gewerbegebiet ist, muss mit “JA” abstimmen! 

Werne ist ein attraktiver Wirtschaftsstandort und wird dies in Zukunft auch bleiben. 

Mit der Planung eines weiteren GIB geht die Stadt einen Weg, der angesichts der Klimakrise und im Hinblick auf den Natur- und Artenschutz nicht vertretbar ist.  

Ein natürlicher Lebensraum soll einem höchst fragwürdigen Großprojekt zum Opfer fallen – und das ohne Not. Die Arbeitslosenquote ist mit 5,1 Prozent in Werne bemerkenswert niedrig. Tatsächlich fehlen sogar dringend benötigte Fachkräfte. Ein GIB führt zwangsläufig zu mehr Verkehr, wenn Arbeitsplätze nicht dort angeboten werden, wo die Zahl der Arbeitssuchenden hoch ist. Zudem werden lokale Unternehmen den verstärkten Wettbewerb um Fachkräfte mit den neuen externen Unternehmen führen müssen und hieran womöglich scheitern. 

Auch wurden entgegen der stets wiederholten Behauptung der Stadt bislang keine lokalen, mit Hauptsitz in Werne zu lokalisierenden Unternehmen als Interessenten für derartig große Gewerbe- und Industrieflächen benannt. Darüber hinaus wurden bislang keine Unternehmen als Interessenten angeführt, die nachhaltigen Industriezweigen zugeordnet werden könnten oder sogar innovative Technologien zur Bekämpfung der globalen Klimakrise in Werne entwickeln bzw. hier zur Gewinnung von Arbeitsplätzen im Technologiesektor beitragen würden. Derartiges versuchen Wirtschaftsförderung und Bürgermeister wiederholt zu suggerieren, wenn sie behaupten, dass Werne mit dem GIB seinen Beitrag zur nachhaltigen Wirtschaftstransformation beitragen würde. 

Die Gemeindefinanzierung ist zudem unabhängig von zusätzlichen Gewerbesteuereinnahmen gesichert. Hier ist Werne ohnehin ausgezeichnet aufgestellt: Im ersten Halbjahr 2021 hat die Stadt Werne fast 849.000 € mehr eingenommen als im gleichen Zeitraum 2019! Außerdem gleicht das Land zu geringe Einnahmen insbesondere durch Schlüsselzuweisungen aus, denn je mehr Gewerbesteuer eine Kommune einnimmt, desto weniger Gelder des Landes bekommt die Kommune – und umgekehrt. 

Haltlos ist auch die Behauptung, dass ohne das GIB öffentliche Einrichtungen vor dem Aus stehen. Schulen, Kitas, Sportstätten und auch nicht das Stadtmuseum oder die Stadtbücherei werden schließen müssen, wenn der Bürgerentscheid Erfolg hat. Das Gegenteil ist richtig. Alle Planungen stehen auf sicherem Boden, wie die für ein neues Feuerwehrhaus in Stockum, einen fünften Zug an einer Grundschule und für die Renaturierung der Horne. Wie oben beschrieben kann das Scheitern des Bürgerentscheids sogar eben diese negativen Auswirkungen haben, wenn etwa nach den erheblichen Ausgaben der Stadt Werne infolge des Flächenerwerbs und der Erschließung des GIB kurz-, mittel- oder langfristig nicht ausreichend Gewinne etwa durch Gewerbesteuereinnahmen eingebracht werden können. Frühere Fehlkalkulationen lassen hier Schlimmes erwarten. 

Es ist falsch so zu tun, als hinge die Entwicklung der Stadt zwangsläufig und ausschließlich von diesem Industrie-/Gewerbegebiet ab.   

Genauso falsch ist es, wenn behauptet wird, ein GIB könne doch nachhaltig und ökologisch gestaltet werden.  

Ein wenig Begrünung und Photovoltaik dürfen nicht als Kompensation für massive Naturzerstörung und Flächenversiegelung herangezogen werden. Viel mehr verschwindet durch die Bebauung an der Nordlippestraße eine wichtige Frischluftschneise dauerhaft. Ein Umstand der zuletzt durch die Klimaanalyse im Ausschuss für Stadtentwicklung / -Planung und Wirtschaft Bestätigung erfahren hat. Die Nachfrage im zuständigen Ausschuss hat ergeben, dass GIB immer zu einer Erwärmung der Umgebung führt und gleichzeitig Kaltluftschneisen unterbricht. Bei dieser Temperaturerhöhung handelt es sich auch nicht um irgendwelche geringen Zahlen, sondern um bis 8 – 10 Grad Celsius und dies ist spürbar für jede:n Bürger:in. 

Außerdem müssen die Befürworter des GIB sich fragen lassen, was passiert, wenn sich nicht genügend qualifizierte Unternehmen um Flächen bewerben. Aus finanziellen Gründen müssen dann auch bedenkliche Betriebe berücksichtigt werden. 
Und was ist, wenn Unternehmen einen Standort aufgeben, wie es damals IKEA im Wahrbrink gemacht hat, oder wegen einer finanzielle Schieflage gar nicht erst entwickeln? Die Stadt Werne hat dann im Grunde keinen Einfluss auf die Nachnutzung durch neue Eigentümer mehr.  

Die Erfahrung zeigt zudem, dass es finanzstarken Unternehmen gelingt, ökologische Standards für ein angeblich „grünes Industriegebiet” aufzuweichen, wenn sie die Stadt als Verkäufer unter Druck setzen.   

Neue Industrie-/Gewerbegebiete dürfen im Außenbereich nicht solitär, also ohne direkten Anschluss an das Stadtgebiet, entstehen. Daher ist absehbar, dass auch der Südteil früher oder später bebaut werden wird. Schon deshalb ist nicht glaubhaft, wenn mit dem Südteil ein Gebiet ausgewiesen wird, das dann angeblich nicht genutzt werden soll. In unseren Augen handelt es sich vielmehr um eine Täuschung im Planungsverfahren.  

Wenn die bundesweiten und internationalen Klimaziele ernst genommen werden, passt die Planung des GIB nicht ins Bild. Gewerbliche Weiterentwicklungen müssen auf Industriebrachen und nicht in der freien Landschaft entstehen.  

Klimaschutz muss vor Ort beginnen und dort auch umgesetzt werden. Jede zusätzliche Versiegelung ist aus Gründen des Klimaschutzes abzulehnen.

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