Sekundarschule soll Haupt- und Realschule ablösen

Bericht des Westfälischen Anzeigers vom 21.09.2011

WERNE. Im Oktober soll die Befragung der Eltern in den dritten und vierten Klassen die Richtschnur für die künftige Ausrichtung des Schulangebotes in Werne sein. Doch wenn es nach den Fraktionen im Rat geht, wird es zum nächsten Schuljahr 2012/13 keine Anmeldung zur Werner Haupt- und Realschule mehr geben. 

Die neue Sekundarschule soll als dritte Schulform in das künftige Schulzentrum einziehen und ab Klassen fünf das bestehende Angebot in der Sekundarstufe I von einem Jahr zum nächsten ersetzen.

In dieser Frage sind sich die fünf alle einig – und überzeugt, damit dem Elternwillen gerecht zu werden. Fast 30 Prozent Abwanderung von hiesigen Schülern zu den Gesamtschulen im Umland und die regelrechte Flucht vor der Hauptschule sprechen für Politik und Verwaltung für sich: Es fehle an einer Alternative in der Sekundarstufe I; auch für Schüler mit einer nur eingeschränkten Empfehlung fürs Gymnasium.

„Wir haben hier sozusagen den Werner Schulfrieden“, freute sich Schuldezernentin Elke Kappen über die breite Unterstützung für den Verwaltungsvorschlag zur kommenden Schulausschusssitzung am Donnerstag, 29. September. Sie erläuterte gestern mit dem Schulausschussvorsitzenden Benedikt Striepens, was die Fraktionen am Montagabend zu dem nicht mehr überraschenden Vorstoß zu sagen hatten.

„Jetzt ist der ideale Zeitpunkt, mit dem Bau des neuen Schulzentrums auch eine neue Schulform einzuführen. Darin sind sich alle Fraktionen einig“, sagte Striepens mit Blick auf den laufenden Bau des Schulzentrums. Es sei nur konsequent, dort mit der Fertigstellung im kommenden Jahr auch sofort die neue Schulform zu etablieren, nachdem der Schulkompromiss im Land den Weg geebnet habe. „Wir haben das passende Gebäude mit der großen Mensa, also gute Rahmenbedingungen, während andere Städte erst einmal bauen müssen“, so Striepens.

„Eine Arbeitsgruppe der Leiter und Kollegien der Haupt- und Realschule arbeitet mit den Kooperationspartnern, das Berufskolleg und das Anne-Frank-Gymnasium, unter Begleitung durch die Schulbehörde in Arnsberg bereits an einem pädagogischen Konzept, das wir im Oktober den Eltern der Dritt- und Viertklässler in allen Grundschulen vorstellen werden“, sagte Kappen weiter. Danach soll konkret abgefragt werden, wer sein Kind unter den dann konkretisierten Rahmenbedingungen an der neuen Schule anmelden würde. Das Ergebnis soll im November und Dezember in politische Beschlüsse eingehen.

Die neue Schule wird alle Abschlüsse der Sekundarstufe I bieten. In den Klassen fünf und sechs lernen die Kinder gemeinsam, danach beginnt die Binnendifferenzierung zur stärkeren individuellen Förderung nach Stärken und Schwächen der Schüler. „Es soll danach keine Zweige geben, weil damit ja das gegliederte Schulsystem durch die Hintertür wieder eingeführt würde“, erläuterte Kappen. Gezielte Förderung und „weiche Übergänge“ zum Kolleg und Gymnasium sollen den Kindern mehr Chancen bieten. An drei Tagen in der Woche soll ganztags unterrichtet werden, an den beiden anderen Tagen wird eine Betreuung angeboten, die freiwillig ist und einen Elternbeitrag kosten wird.

Da es sich um eine Neugründung handelt, müssen die Leitung wie die Lehrerstellen ausgeschrieben werden. Wer dort tätig werden will, muss sich darauf bewerben, das gilt auch für Lehrkräfte der Haupt- und Realschulen. Es kann kein Personal direkt versetzt werden, in der Startphase mit zunächst einem Jahrgang (Haupt- und Realschule haben derzeit fünf Eingangsklassen) sind Abordnungen möglich. Das Förderkonzept bedingt eine erhöhte Personalausstattung. Striepens: „Wir hoffen, dass uns das Land dabei nicht im Regen stehen lässt. ▪ bkr

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