Fraktionschefs kritisieren Schulleiterin

Diskussion über Zusammenarbeit von Haupt- und Realschule

Bericht der Ruhr Nachrichten vom 29.12.2009

Daniel Claeßen am 29. Dezember 2009 06:45 Uhr

WERNE Es ist keine einfache Situation für Benedikt Striepens: Zum einen möchte er als Vorsitzender des Schulausschusses die aktuelle Debatte um das Schulzentrum unbeschadet moderieren, zum anderen muss er für seine grüne Fraktion sprechen.
Die hatte den Ratsbeschluss zum Schulzentrum zwar nicht mitgetragen, erkennt ihn aber natürlich als Fakt an: „Es hat danach ein EU-weites Verfahren gegeben, an dessen Ende ein Entwurf mit großer Mehrheit gewählt worden ist“, so Striepens. Dieser Entwurf sehe vor, dass Haupt- und Realschule künftig eng zusammenarbeiten. „Und das erwarten wir auch als Fraktion.“
In die falsche Richtung
Die Äußerungen von Realschulleiterin Ursula Jahn-Gilles im Rahmen eines Elternabends tendierten jedoch eher ins Gegenteil: Sie sprach von getrennten Fach- und Pausenräumen sowie getrennten Pausenzeiten, da eine Begegnung zwischen den Schülern beider Schultypen für viele Eltern ein Problem darstelle. „Wenn die Diskussion in die Richtung geht, dass es Schüler erster und zweiter Klasse geben soll, werden wir den Dialog abbrechen“, stellt Benedikt Striepens für die Grünen klar.
Damit steht die viertgrößte Fraktion nicht allein. „Uns ist ja klar, dass man zwei Schulen nicht einfach so zusammenlegen kann“, erklärt CDU-Fraktionschef Michael Zurhorst. „Wenn Frau Jahn-Gilles in den Gesprächen die Forderung nach stärkerer pädagogischer Betreuung gestellt hätte, wäre das ein vernünftiger Vorschlag gewesen.“ Aber genau dies hätte die Realschulleiterin versäumt. „Für das, was sie da gesagt hat, fehlen mir die Worte“, so Zurhorst. Karl-Friedrich Ostholt, Vorsitzender der SPD-Fraktion, hat kein Problem mit unterschiedlichen Meinungen. „Man kann ja über alles diskutieren.“ Es sei jedoch unhaltbar, dass jemand seinen „eigenen dicken Kopf“ zu Lasten anderer durchsetzen wolle. „Und das ist hier der Fall.“
Antwort in diesem Jahr
Solange die Sache nicht geklärt sei, herrsche für die SPD „Sendepause“ – ebenso wie für die FDP, deren Fraktionsvorsitzender Jörg Meißner die Äußerungen Jahn-Gilles‘ für nicht tragbar hält: „Sie war stets in alle Prozesse eingebunden. Wir hatten uns darauf geeinigt, alle Meinungen zu berücksichtigen. Nach solchen Äußerungen fehlt jetzt das Vertrauen.“
Einzig Burkhard Jankowski enthielt sich eines Kommentars: „Ich möchte erst von Frau Jahn-Gilles wissen, wie sie das genau gemeint hat“, so der UWW-Fraktionschef.
Die Antwort könnte er schon bald bekommen: Auf RN-Anfrage erklärte die Realschul-Leiterin, dass sie noch vor Silvester eine Stellungnahme abgeben werde.

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